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Beitrag vom 10.09.2004
Sophie Calle im Martin-Gropius-Bau
Julia Rohrbeck
Berlin präsentiert als erste Station in Deutschland eine Retrospektive der 1953 in Paris geborenen Künstlerin. Ob laut, leise, schrill oder schlicht - Mme Calle inspiriert zu neuen Gedankenspielen
Sie beschattet, recherchiert, fotografiert und kommentiert. Sie lässt Menschen zu Wort kommen, die normalerweise nicht befragt werden. Diese Frau bricht Tabus und ihr Markenzeichen ist die Grenzüberschreitung.
Sophie Calle verwandelt sich mit jeder Figur, die sie interpretiert, mit jeder Fiktion, die sie sich ausdenkt, mit jedem Augenblick ihres Lebens, dessen Geschichte sie erzählt.
Zum ersten Mal wird Sophie Calle, eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart, in Deutschland mit einer umfassenden Retrospektive vorgestellt.
Die Ausstellung wurde von Christine Macel für das Centre Pompidou in Paris kuratiert und dort von November 2003 bis März 2004 gezeigt.
Die Berliner Festspiele präsentieren diese Ausstellung in leicht veränderter Form vom 10. September bis 13. Dezember 2004 im Martin-Gropius-Bau.
Im Mittelpunkt stehen fünf neue Arbeiten, die für die Ausstellung entwickelt wurden und zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sind. Gezeigt werden zudem wichtige ältere Arbeiten, die seit 1979 entstanden und in Deutschland kaum ausgestellt waren.
Sie selbst stellt ihre Arbeit als eine Ãœberlebensstrategie dar. Sie erfindet ihre eigenen Spiele, um "das Leben zu verbessern" und es zu strukturieren.
Für die ZuschauerInnen bilden ihre Werke einen Spiegel, in dem sie bekannte Gefühle oder Phantasien erkennen oder ihre Sehnsüchte hineinprojizieren können.
In Berlin werden folgende Werke zu sehen sein, die anlässlich dieser Retrospektive realisiert wurden:
Douleur exquise, chambre à coucher, voyage en Californie, une jeune femme disparait, unfinished, 20 ans après, les dormeurs, la filature, the detachment - die Entfernung und der Film "no sex last night", der im Kinosaal des Martin-Gropius-Bau täglich mehrmals gezeigt wird.
"Die Entfernung" ist das bisher einzige Werk, das die Künstlerin in Deutschland und in deutscher Sprache realisiert hat. Es handelt vom Verschwinden politischer Symbole der ehemaligen DDR in Berlin und den Spuren, die diese in den Köpfen der BewohnerInnen hinterlassen haben.
Sophie Calle hat Orte fotografiert, an denen Symbole oder Denkmäler entfernt wurden (z.B. Hammer und Sichel an der Fassade des Palastes der Republik oder die Umbenennung der Wilhelm-Pieck-Straße zur Torstraße) und PassantInnen gebeten, ihre Erinnerungen an diese Orte zu schildern.
Wer schrille Kunst, Fotowände und skurrile Installationen mag, wird die Ausstellung lieben. Einmal ins Leben und die Gedanken der Sophie Calle eintauchen - und erstaunt sein über die Nacktheit und Offenheit ihrer Arrangements, die einem geradezu entgegenspringt. Vive l´art!
Sophie Calle
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstr. 7
10963 Berlin
Fon: 030-254 86-0
www.gropiusbau.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch - Montag 10 - 20 Uhr, Dienstag geschlossen
Eintritt:
6,00 Euro, ermäßigt: 4,00 Euro, Familienkarte: 12,00 Euro
Öffentliche Führungen:
Samstag und Sonntag, 15 Uhr